Ein heißes Pflaster…
Wer Sevilla besuchen und auch nur einigermaßen erfassen möchte, sollte sich mindestens einige Tage Zeit dafür nehmen, denn die Vielzahl an Sehenswürdigkeiten ist schlichtweg überwältigend. Dies steht im direkten Zusammenhang mit der wechselhaften Geschichte unter vielen Besatzern, von denen jeder seine Spuren hinterlassen hat.
Sevilla ist heute die Hauptstadt der autonomen Region Andalusien und die viertgrößte Stadt Spaniens, zu beiden Seiten des Flusses Guadalquivir gelegen. Dieser Fluss verhalf der Stadt frühzeitig zu Wohlstand, denn er verband den im Landesinneren liegenden Hafen mit dem offenen Meer und war die Voraussetzung dafür, dass Sevilla Ausgangspunkt für die Entdeckungsreisen von Vespucci und Magellan und im 16. und 17. Jahrhundert zum Hauptumschlagplatz für den spanischen Seehandel wurde, bevor Cádiz danach diese Rolle übernahm.
Bereits lange vorher gelangte Sevilla unter der maurischen Besatzung zur Blüte und die Mauren waren es auch, die der Stadt architektonisch nachhaltig ihren Stempel aufgedrückt haben. Auf einem Stadtrundgang begegnen dem Besucher an zahllosen Stellen die Spuren dieser Ära in Form von Bauwerken und Verzierungen an Gebäuden. Der maurische Palast Alcázar mit seinen prachtvollen Sälen, Hallen und Gärten ist einer der touristischen Publikumsmagnete neben der Giralda, ein 97 m hoher Glockenturm, der einstmals als Minarett der großen alten Moschee errichtet wurde. Auf deren Ruine wurde die weltweit größte gotische Kathedrale Maria de la Sede erbaut und zum Teil in die Überreste der Moschee eingefügt. Dieses gigantische Kirchenbauwerk mit fünf Kirchenschiffen beherbergt viele Grabmale berühmter Persönlichkeiten und wertvolle Kunstschätze, wie Gemälde von Velázquez und Murillo und wurde zum Weltkulturerbe der UNESCO erhoben.
Diese Kathedrale ist aber nur eines von weit über 100 kirchlichen Bauwerken Sevillas und beim Stadtrundgang hat man das Gefühl, in fast jeder Straße würde ein Gotteshaus stehen. Bei der Besichtigung der Stadt sollte man wegen der Ausdehnung und der vielen Sehenswürdigkeiten planmäßig vorgehen und Viertel für Viertel erkunden. Allein die Erkundung des Barrio de Santa Cruz, einem ehemaligen jüdischen Viertel in direkter Nachbarschaft vom Alcázar-Palast, braucht seine Zeit und bietet mit seinen schmalen, liebenswerten Gassen viel Sehenswertes. Versteckte Restaurants in liebevoll gestalteten Hausinnenhöfen bieten lohnenswerte Abwechslung beim Rundgang und animieren zum Kennenlernen der sevillanischen Spezialitäten.
Auch die anderen Viertel sind die Heimat vieler Restaurants und Tapas-Bars, denn Sevilla gilt als der Ort, wo Tapas erstmals angeboten wurden. Der Begriff Tapas bedeutet wörtlich übersetzt ´Deckel´ und entstand aus der Tatsache, dass irgendwann Gastwirte damit begannen, kleine Leckerbissen für die Gäste auf die Bier-, Wein- oder Sherrygläser zu legen, die dann mit ihrem kleinen Schälchen den Deckel bildeten. Schinken, Käse, Oliven, Meeresfrüchte, Wurst, Fleisch und Salate in kleinen warmen oder kalten Portionen wurden als Zugabe gereicht und der Deckel verhinderte gleichzeitig, dass Insekten in das Glas gelangen konnten. Damit begann der Siegeszug der Tapas und heutzutage ist Spanien und die iberische Gastronomie ohne Tapas nicht vorstellbar.
Wer am Abend nach dem Stadtbummel Appetit auf Tapas oder einen Vino verspürt, kann diesen mit den Sevillanos in zahlreichen Restaurants und Tapas-Bars auf der Alameda, der Argote de Molina oder im Viertel Santa Cruz in angenehmer Gesellschaft stillen. Man genießt es, wenn am Abend die Temperaturen etwas nachlassen, denn Sevilla gehört zu den heißesten Orten Europas und im Sommer steigen die Temperaturen regelmäßig über die 40 Grad. In den Einkaufsstraßen des Stadtzentrums schützt man sich und die Besucher durch große Sonnensegel, die über die Häuserschluchten gespannt sind und die Gastronomen nutzen eine geniale Erfindung, um es den Gästen auf den Straßenterrassen erträglicher zu machen. Sie haben im Außenbereich Befeuchtungsanlagen an den Markisen installiert, aus deren Düsen feiner Wasserstaub die unmittelbare Umgebung angenehm befeuchtet. Wer jemals im Hochsommer Sevilla besucht hat, weiß diese Erfindung durchaus zu schätzen.
Klimatisch bedingt wird das Stadtbild auch von vielen tropischen und subtropischen Baumarten wie Dattelpalmen, Magnolien-, Bitterorangen-, Oliven-und Gummibäumen geprägt und die beeindruckenden Plätze wie Plaza de San Francisco, Plaza de la Constitucion, Plaza del Duque, Plaza de Espana und die großzügig angelegten, üppig bepflanzten Parks stellen architektonische und botanische Augenweiden dar. Überhaupt fallen einem als Besucher nicht, wie oftmals andernorts, üble Bausünden im Stadtbild auf, sondern eine gewisse Harmonie zwischen den historischen Bauten und denen der Moderne.
Zur Weltausstellung EXPO 1992 wurde die Infrastruktur Sevillas verbessert und es wurde zu diesem Anlass der Flughafen San Pablo, der am nördlichen Stadtrand liegt, erweitert, Autobahnen nach Huelva und Cádiz (Costa de la Luz) gebaut und ein Anschluss an die Hochgeschwindigkeitstrasse der Bahn nach Madrid geschaffen, welches man nun in weniger als drei Stunden vom neu erbauten Bahnhof Estacion de Santa Justa erreicht. Auch das innerstädtische Verkehrsnetz ist mit Bus, Straßen-und Untergrundbahn benutzerfreundlich ausgebaut worden und wird während der großen Veranstaltungshöhepunkte des Jahres von Einwohnern und Besuchern stark beansprucht, denn zur Feria de Abril und zur Semana Santa, der Karwoche, sind fast alle Sevillanos unterwegs.
Die Feria de Abril im Monat April findet im Viertel Los Remedios statt und ist ursprünglich aus einem Pferdemarkt entstanden. Daraus entwickelte sich ein Mega-Volksfest auf einem weiträumigen Areal mit Vergnügungspark und einer unglaublichen Zahl von Beköstigungszelten, in dessen Verlauf man im ganzen Stadtgebiet die Damen in ihren Flamencokostümen und in deren Begleitung die Herren im Sonntagsanzug beobachten kann. Eine sehr traditionelle Veranstaltung, bei der man die starke Bindung der Andalusier zu ihren Pferden und auch zum Stierkampf wahrnehmen kann, dem mit der Maestranza-Stierkampfarena, einem ovalen Amphittheater, als zweitgrößte Arena in Spanien ein Denkmal gesetzt wurde.
Aufenthalte am 04.,12.,19.09.2010
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