Fasnacht zum Angewöhnen…

Ho Narro! So schallt es zur fünften Jahreszeit durch Konstanz bis weit ins Land. Neben den zahlreichen Narrenkonzerten und -bällen, die vor dem sogenannten „ Schmotzigen Dunschtig“  über die Bühne gehen, ist es vor allem die Straßenfasnacht, die die Konstanzer Fasnacht so lebendig und fröhlich macht. Wer sich für die großen Umzüge und Feierlichkeiten mit ihren Begleiterscheinungen in den Karnevalshochburgen Köln, Düsseldorf und Mainz nicht begeistern kann, sollte sich unbedingt im Rahmen der schwäbisch-alemannischen Fasnacht in Konstanz einen Eindruck von einer liebenswerten Variante verschaffen.

Selbst Nordlichter aus der Republik finden Gefallen an der fünften Jahreszeit am Bodensee, weil hier doch vieles anders und auch angenehmer ausfällt. Wo sonst die Umzüge über große und breite Hauptverkehrsstraßen führen, haben die Konstanzer Spaß in den Gassen ihrer schönen Altstadt, die besonders in den Abendstunden eine außergewöhnliche Kulisse und einzigartige Atmosphäre bietet. Während in den Großstädten die Besuchermassen fast unüberschaubar sind, feiern hier die Narren und Närrinnen einer 85.000 Einwohner zählenden Stadt mit ihren Besuchern, die hauptsächlich aus der Bodensee-Region anreisen.

So behält die Fasnacht in Konstanz fast einen familiären Charakter ohne zwanghaft aufgesetzte Massenfröhlichkeit und mit dem unverbindlichen Angebot an den Besucher sich einfach wie auf einer Woge der Glückseligkeit durch die Stadt treiben zu lassen. Besonders ist auch, dass hier zwei Fasnachtswelten aufeinandertreffen, was dieses närrische Treiben unbedingt erlebenswert macht. Hier erlebt man einen Mix der aus dem Mittelalter stammenden alemannischen Fasnacht und der im 19.Jahrhundert aus dem Rheinland importierten karnevalistischen Saalfasnacht, allerdings ohne strenge Rituale und Statuten. Fröhlich, unbeschwert und frei wird hier die Fasnacht begangen und bietet den Besuchern ein Spektakel, bei dem sich leicht mitfeiern lässt.

Anders als im Rheinland beginnt die schwäbisch-alemannische Fasnacht am Dreikönigstag, also am 6.Januar, wenn die maskentragenden Zünfte  ihre Masken abstauben. Das närrische Spiel beginnt und zwischen dem Dreikönigstag und dem „Schmotzigen Dunschtig“ finden an den Wochenenden Narrentreffen oder Sitzungen mit Musik, Tanz und unterhaltsamen Reden statt. Der eigentliche Startschuss zur Straßenfasnacht fällt am Mittwochabend vor dem „ Schmotzigen Dunschtig“, an dem die organisierten Narren aus über 40 Zünften, Vereinen und Vereinigungen ihre Masken und Kostüme den Zuschauern beim „Butzenlauf“ präsentieren.

Sie treffen sich am Abend in der Stadtmitte zum Narrensprung und ziehen dann durch die geschmückten Gassen der Konstanzer Altstadt. Dabei werden sie von Fanfarenzügen und den Blasmusikern der Guggenmusik-Kapellen lautstark begleitet, freudig begrüßt von den Zuschauern. Die ganze Stadt scheint auf den Beinen zu sein und säumt den gesamten Verlauf des Umzugs. Hier bekommt man nun auch die traditionellen bunten und riesigen Holzmasken zu sehen, die furchteinflößend wirken und beliebte Fotomotive sind. Bis spät in die Nacht sind die Musiker in den Altstadtgassen unterwegs und erfreuen die Gäste der gastronomischen Betriebe. Die Gastronomen und Gäste laden die Musiker dabei auch gerne zu Getränken als Dankeschön ein.

Für die Konstanzer ist es eine sehr kurze Nacht, denn ab 6:00 Uhr sind es erneut die Fanfarenzüge, die zu hören sind und man weiß nicht, ob die Musiker noch oder bereits wieder unterwegs sind. Nun erkennt jeder, dass das Fasnachtstreiben richtig in Fahrt kommt und ein ereignisreicher Tag anbricht. Am „Schmotzigen Dunschtig“ erlahmt der normale Betrieb in der Stadt weitgehend, dafür verlagern sich die Aktivitäten der Bürger in Richtung Rathaus, das pünktlich um 9:45 Uhr erstürmt wird. Die Schüler werden am Morgen von den Narren aus den Schulen befreit und um 13:00 Uhr findet auf dem Obermarkt das Jakobinertribunal statt.

Überall in der Altstadt findet man Versorgungsstände von Privatleuten und Narrenvereinen, an denen Getränke und Speisen angeboten werden, Musik gespielt wird und jedermann willkommen ist. Dabei geht es übrigens nicht um das kommerzielle Geschäft, sondern um das gemeinsame Feiern, denn oftmals reicht als Gegenleistung eine kleine Spende. Glücklich kann man sich als Besucher schätzen, wenn man jemanden an seiner Seite hat, der sich in Konstanz und speziell während der fünften Jahreszeit gut auskennt, denn es gibt noch eine weitere erwähnenswerte Besonderheit während dieser Tage: Eine ganze Reihe von privaten Häusern öffnet zur Fasnacht bestimmte Räumlichkeiten zum allgemeinen Feiern der Öffentlichkeit.

Da ist ein Insider hilfreich, der über private Kontakte verfügt, die einem Türen zu (halb) privaten Feiern öffnet. Das können begehbare Kellerräume in mittelalterlichen Stadthäusern sein, die zu Party-Locations umfunktioniert werden, es können sonst private Partykeller sein, die einem als Besucher ungeahnte Einblicke gewähren, weil man im Untergrund tatsächlich vor dem historischen Mauerwerk der Stadtmauer steht. Es können aber auch unter Denkmalschutz stehende Häuser aus dem Mittelalter sein, die sich in Privatbesitz befinden und wo die Eigentümer Bekannte zu Speis, Trank und Live Music einladen. Es hängt auch von jedem selbst ab, was er aus diesen Tagen macht und wenn man Insiderhilfe bekommt, sind es letztlich die privaten Erlebnisse und Bekanntschaften, die solche Tage unvergesslich machen.

Am Donnerstagabend startet dann um 19:00 Uhr vom Münsterplatz im Stadtteil Niederburg der Hemdglonker-Umzug. Fackeln tragende Schüler ziehen dann in weißen Nachthemden und mit Schlafmützen durch die Gassen und machen lärmend auf sich und die mitgeführten Transparente mit lustigen Lehrersprüchen aufmerksam. Gefeiert wird bis in die Morgenstunden, dafür verläuft der nächste Tag etwas ruhiger und auch am Samstag finden lediglich Fasnachtsbälle in den Stadt- und Sporthallen von Konstanz statt.

Am Sonntag folgt der zweite Höhepunkt der schwäbisch-alemannischen Fasnacht in der Stadt am Bodensee. Traditionell findet dann der große Fasnachtsumzug statt, der von der Vereinigung Konstanzer Narrengesellschaften veranstaltet wird. Das können gut 5.000 Kostümträger sein, teils auch von befreundeten Narrenvereinen und Zünften aus der direkt angrenzenden Schweiz. Ein scheinbar endloser Zug von bunt kostümierten Zugteilnehmern, Themenwagen, Blaskapellen, Fanfarenbläsern und peitschenknallender Karbatschenträger, der sich durch die Gassen schlängelt und die Zuschauer am Rand begeistert. Am Rosenmontag findet in Konstanz der Kinderumzug und das Wurstschnappen am Kaiserbrunnen statt, wo es darum geht, dass die Kinder an Angeln hängende Würste, Bretz´n und Süßigkeiten schnappen.  Dienstag klingt die Fasnacht aus und zum Zeichen dafür werden mancherorts Feuer entzündet und Strohpuppen verbrannt. Am Aschermittwoch ist dann endgültig alles vorbei…

www.konstanz-tourismus.de                  Aufenthalt vom 19.-23.02.2020

 

 

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