Das Märchen lebt…

Hans Christian Andersen ist der bekannteste Dichter und Schriftsteller Dänemarks und kaum ein Kind kam nicht mit seinen Märchen ´Die kleine Meerjungfrau´, ´Des Kaisers neue Kleider´, ´Die Prinzessin auf der Erbse´ oder ´Der standhafte Zinnsoldat´ in Berührung. In Odense auf der Insel Fyn hat man dem berühmtesten Dänen mit dem Hans Christian Andersen Museum ein Denkmal gesetzt, das mit seinem Stil und seiner Ausstattung beweisen soll, dass seine Märchen und Erzählungen lebendiger denn je sind.

Seit 2021 hat Fyns Inselhauptstadt eine neue Attraktion, die gleich in mehrfacher Hinsicht für Aufmerksamkeit sorgt. Es sind nicht nur das Leben und das schöpferische Wirken des beliebten Dichters, sondern es ist auch die Form der Darstellung seiner Gedanken und des Lebenswerks von Hans Christian Andersen in einer sehr außergewöhnlichen Weise. Schon während der Planungsphase war allen Beteiligten klar, dass in unmittelbarer Nachbarschaft zu dem Haus, in dem der Dichter seine Kindheit verbrachte, eine völlig neue Art von Museum entstehen sollte.

Die Altstadt von Odense mit ihren original erhaltenen Häusern und Straßenzügen stimmt den Museumsbesucher auf das Leben im 19.Jahrhundert ein und bereits beim Betreten des Museums spürt der Besucher, dass er in das gedankliche Universum des Hans Christian Andersen eintaucht. Mit einem Museum der herkömmlichen Art hat dieses architektonische Unikat nichts mehr gemeinsam. Sinnbildlich hat das Architektenteam um den Japaner Kengo Kuma das Verschmelzen der Dimensionen, von Innen und Außen, Oben und Unten umgesetzt, wie es auch in den Erzählungen des Schriftstellers der Fall ist. So wird der Besucher auf schrägen Rampen im Kreis mal nach oben, an anderer Stelle wieder abwärts geleitet. Oftmals bewegt man sich unter der Erdoberfläche, aber gleichzeitig ist durch die Vollverglasung zum Garten im Innenhof der ständige Bezug nach außen gegeben und es wird der Wunsch zum Wechseln geweckt, wie es auch in den Märchen oft der Fall ist.

Fantasie, Neugierde und Erstaunen stehen im Mittelpunkt bei der Erkundung des literarischen Universums von Hans Christian Andersen. Interaktion mit dem Besucher ist ausdrücklich erwünscht und es gibt dazu zahllose Möglichkeiten, die nicht nur das junge Publikum begeistern. Zwölf internationale Künstler haben die Elemente des Museums geschaffen und sorgen mit Design, Klang und Licht in Zusammenhang mit einer Flut von Bildern für neue Erlebnisse mit dem Dichter. Viele davon animieren durchaus zur Selbstreflexion, wie es eben auch in den Erzählungen möglich ist. Hans Christian Andersen ist während des gesamten Besuches in Form von Stimme, Skulpturen, Fotos, Originalwerken, Bildern und persönlichen Gegenständen omnipräsent und man bekommt tatsächlich einen umfassenden Einblick in das private und schöpferische Leben des Schriftstellers.

Es wäre sehr erstaunlich, wenn es hier keinen außergewöhnlichen Platz für die Kinder gäbe, wo diese doch die größten Fans von Hans Christian Andersen sind. Dieser Ort nennt sich hier Ville Vau und stellt eine Wunderwelt für Kinder und ihre Eltern dar, in der man der Fantasie freien Lauf lassen kann. Unzählige Kostüme und Utensilien hängen bereit, um in eine andere Hülle zu schlüpfen und sich in eine andere Welt zu begeben, die natürlich bei seiner Ausstattung von den Erzählungen und Märchen des Dichters inspiriert wurde. Nebenan im Atelier können die kleinen Besucher schneiden, kleben und malen, also ihre Kreativität beim Basteln ausleben.

Das Hans Christian Andersen-Museum ist ein sehenswerter Ort, um auf kurzweilige Art mehr über das Leben und Schaffen des Dichters zu erfahren. Die Multi Media-Performance und die beeindruckende Architektur sorgen für ein Gesamterlebnis für alle Sinne, das alle Altersgruppen anspricht. Verlässt man dann das Museum, steht man ehrfürchtig vor diesem architektonischen Kunstwerk und einem üppig bepflanzten und herrlich duftenden Lavendelgarten, der einen glauben lässt, man befände sich noch immer mitten in einem Märchen…

 

                                                                                      Besuch am 3.06.2022

 

www.hcandersenshus.dk

www.visitfyn.dk

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