Übernachten im Hotelzug…
Man muss sich schon in das unterste Stockwerk des Berliner Hauptbahnhofs begeben, um überhaupt mitzubekommen, dass hier an bestimmten Tagen der Hotelzug der Russischen Eisenbahn hält, welcher die historische Bahnverbindung zwischen Moskau-Berlin-Paris darstellt. Jeweils am Dienstag, Freitag und Samstag trifft der aus Moskau kommende Zug um 21:04 h auf dem Berliner Hauptbahnhof ein, nachdem er um 21:11 h des Vorabends vom Bahnhof Moskau Belorusskaya abgefahren ist. Auf der insgesamt 3.177 km langen Strecke zwischen Moskau und Paris hat der Zug bis Berlin u.a. schon die Haltepunkte Smolensk, Minsk, Brest-Litovsk, Warszawa, Poznan und Frankfurt/Oder angefahren.
Reisende, welche dann in Berlin bis zur Abfahrt um 21:09 h zugestiegen sind, möchten die Vorzüge eines komfortablen Hotelzugs für ihre nächtliche Reise in Anspruch nehmen. Die Wahl dieses Zuges am Freitagabend ab Berlin birgt noch weitere Vorteile, denn falls man einen Paris-Aufenthalt an einem Wochenende plant, bietet sich hier die Möglichkeit einer ausgesprochen entspannten Paris-Reise abseits von Terminal-Hektik und Sitzplatzenge im Flugzeug. Man erreicht das Zentrum von Paris entspannt und ausgeschlafen am Samstagmorgen und hat zwei komplette Tage für den Paris-Aufenthalt zur Verfügung. Am Sonntagabend besteigt man wieder den Zug in Richtung Moskau und trifft am Montagmorgen ausgeruht in Berlin ein. Unterschiedliche Tarifangebote für verschiedene Altersklassen und Ermäßigungen für Inhaber von Interrail-und Eurail-Pässen können diese Verbindung zusätzlich attraktiv gestalten. Dieser Zug 452/23 bzw. 453/24 Moskau-Berlin-Paris offeriert drei Komfortklassen (2.Klasse, 1.Klasse und Deluxe) und bietet dabei pro Standardkomposition 208 Fahrgästen Platz. In der 2.Klasse befinden sich vier Schlafmöglichkeiten in einem Abteil, in der 1.Klasse sind es zwei komfortable Schlafwagenbetten, welche eine angenehme Nachtruhe gewährleisten. Bereits beim Besteigen der Waggons stellt man fest, dass es sich um Züge modernster Schlafwagen-Generation der Firma Siemens handelt, was die Innenausstattung und die vorhandenen Schlüsselkarten-Schließsysteme signalisieren. Zwischen Brest-Litovsk und Paris wird dem Zug ein polnischer Restaurant-Waggon hinzugefügt, da auf diesem Streckenabschnitt ein Caterer aus Polen für die Versorgung der Reisenden zuständig ist. Das fahrende Restaurant lädt mit seiner bequemen Ausstattung zum Abendessen ein, bevor man sich in sein Abteil zurückzieht. Überraschend erscheint die Speisen-und Getränkeauswahl für ein Zugrestaurant und auch die Qualität hebt sich von üblichen Zugküchen positiv ab. Schweinefilet, Hähnchenbrust, Pfeffersteak, Lachsfilet, Truthahn-Medallions und Känguruh-Steaks stehen u.a. bei den Hauptgerichten zur Auswahl und werden mit unterschiedlichen Beilagen schmackhaft serviert. Wer um diese Uhrzeit nur noch kleinere Speisen bevorzugt, kann auch hier auf eine ausreichende Auswahl zurückgreifen. Völlig überraschend ist das reichhaltige Angebot an internationalen Spirituosen, denn Vodka, Whisky, Cognac und Tequila sind hier ausschließlich mit Weltmarken vertreten. Französischer Champagner, spanischer Cava und Weine aus Frankreich, Chile, Südafrika, Italien und Griechenland können dafür sorgen, dass der Abend im Hotelzug doch noch etwas länger wird und man den letzten Streckenhalt des Tages um 23:22 h in Erfurt bereits hinter sich hat, bevor man sich zur Ruhe begibt.
Die geräumigen Abteile der 1.Klasse, welche selbstverständlich auch für eine Person buchbar sind, verfügen in der Tagessituation über zwei gegenüber liegende Komfort-Sitzbänke, die am Abend vom Zugpersonal mit wenigen Handgriffen in zwei Meter lange Betten verwandelt werden. Leselampen und Getränkehalter sorgen an jedem Bett für zusätzlichen Ruhekomfort, während ein Tisch an der Fensterseite weitere Abstellmöglichkeiten bietet. Das Abteil wird während der gesamten Reise angenehm und ausreichend belüftet, die bequeme Schlaffläche und die Federung der Waggons lassen eine ungestörte Nachtruhe zu. An der Waggonspitze stehen für maximal 16 Passagiere des Schlafwagens in der 1.Klasse zwei moderne kombinierte Dusch-und Toiletteneinheiten zur Verfügung, deren Sauberkeit und Funktionsfähigkeit offensichtlich laufend vom Zugpersonal überprüft wird. Für die meisten Reisenden werden die Haltepunkte in Frankfurt/Main Süd um 01:38 h, Karlsruhe um 03:04 h und Straßburg um 04:49 h während der Nachtruhe völlig unbemerkt bleiben, weil im Zug und auf den Bahnhöfen Ruhe herrscht. Nach vorheriger Absprache mit dem Zugpersonal wird man auf Wunsch rechtzeitig vor dem Eintreffen in Paris um 09:32 h freundlich geweckt, damit man ausreichend Zeit für die Morgentoilette zur Verfügung hat. Die Anfahrt auf die französische Metropole sollte man bei einem Frühstück genießen, um dabei erneut festzustellen, dass es doch angenehme Arten des Reisens gibt, denen man vielleicht häufiger den Vorzug geben könnte.
Hinfahrt am 13.05./ Rückfahrt am 15.05.2016
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