Eintauchen in eine andere Welt…
Passionierten Höhlengängern und Liebhabern von Naturdenkmälern ist dieser beeindruckende Höhlenkomplex auf der iberischen Halbinsel längst ein Begriff und die meisten unter denen haben sicher die Höhlen von Ojo Guareña bereits besichtigt. Wer in der Provinz Burgos unterwegs ist, sollte unbedingt einen Besuch dieses sehenswerten Höhlenlabyrinths einplanen, denn dieser Karstkomplex gehört weltweit zu den zehn größten seiner Art.

Das Naturschutzgebiet Ojo Guareña wurde am 27.März 1996 zum Naturdenkmal erklärt und ist Teil des Naturschutzgebietsnetzwerks von Kastillien und Leon. 1991 wurde es offiziell zum Kulturgut erklärt, doch waren die Höhlen bereits seit 1970 aufgrund ihrer archäologischen Bedeutung geschützt. Die Sehenswürdigkeit befindet sich im Norden der Provinz Burgos und umfasst Teile der dortigen Gemeinden Merindad de Sotoscueva, Espinosa de los Monteros und Merindad de Montija.


Die Entstehung wird damit erklärt, dass die Flüsse Guareña und Trema in das Innere dieses Kreidemassivs eingedrungen sind und damit diesen Karstkomplex geschaffen haben. Der Karst von Ojo Guareña verfügt über insgesamt ca. 400 Hohlräume, von denen einige miteinander verbunden sind. Momentan sind 14 Haupthöhlen und weitere zahleiche Nebenhöhlen in dem Hauptnetz verbunden, dessen topographische Ausdehnung 110 Kilometer übersteigt. Die tatsächliche Ausdehnung wird weit höher geschätzt, weil viele Verbindungen durch Überflutungen, Verstopfungen und Erdrutsche nicht zugänglich sind.


Ojo Guareña als prähistorisches Schutzgebiet ist auch für Biologen von größtem Interesse, denn hier wurden bisher 115 Arten verschiedener Landtiere und 87 Arten von Wassertieren registriert. Davon sind 36 Arten endemisch und 34 gelten als Neuentdeckungen für die Wissenschaft, was die Wichtigkeit für die Artenvielfalt erklärt. Ojo Guareña ist weltweit einer der wenigen Orte, an dem sich die Entwicklung der Religiosität des westlichen Menschen vom Paläolithikum bis zur Gegenwart nachvollziehen lässt. Besonders beeindruckend ist die Fußabdruckgalerie, wo eine Reihe von barfuß hinterlassenen Abdrücken einer prähistorischen Menschengruppe erhalten ist.



Es werden verschieden Höhlentouren vor Ort angeboten, über die man sich vor der Anreise informieren sollte, denn es gelten unterschiedliche Bedingungen für die Teilnahme und verschiedene Schwierigkeitsgrade. Ohne besondere Vorbereitung kann man die Höhle der Einsiedelei San Bernabé besuchen, wobei man einen ca.400 Meter langen Stollen durchwandert und schließlich die am Eingang zur Höhle ausgegrabene Einsiedelei von San Tirso und San Bernabé besichtigen kann. Sehr beeindruckende anonyme Wand- und Deckenmalereien aus der Zeit zwischen 1705 und 1877, die Wunder des Heiligen darstellen sollen, versetzen jeden Besucher ins Staunen. Die Atmosphäre dieser Höhlenkapelle beeindruckt vermutlich jeden Besucher und man fühlt sich förmlich in eine andere Zeit versetzt.


Für den Besuch der Palomera-Höhle gelten Altersbeschränkungen und eine gewisse körperliche Fitness sollte vorhanden sein. Wer es etwas abenteuerlicher mag, wird diese Tour bevorzugen und er wird mit ganz besonderen Eindrücken belohnt, die sich von denen der vorgenannten deutlich unterscheiden. Man erlebt den Besuch des Edelweiß-Raums, der Hauptgalerie, der Dolencias-Schlucht, des Kaziken-Raums und des Wachsmuseums. An einigen Stellen werden Stopps eingelegt, um die Karstformationen und die Mikrofauna zu erklären. Für welche Tour man sich auch entscheidet: Ein Eintauchen in eine andere Welt ist garantiert!